Farbnahme Prothetik
Wesentliches Element der harmonischen Integration von "unauffälligem" Zahnersatz im Mund ist die möglichst täuschend echte Nachahmung natürlicher Zahnstrukturen (von Nachbarzähnen, Antagonisten) in Stellung, Form und optischen Eigenschaften der Oberfläche. Letztere werden vereinfachend mit dem Begriff "Zahnfarbe" zusammengefasst, obwohl es sich um eine Vielzahl von Parametern wie Farbe, Farbverlauf, Helligkeit, Farbsättigung, Transluzenz (Durchscheinen von Licht in lichtstreuenden Materialien) versus Opazität ("Undurchsichtigkeit" durch Streuung von Licht), Fluoreszenz oder Phosphoreszenz (Lichtemission, z.B. bei UV-Licht), Glanz (durch Reflexion von Licht) etc. handelt.
Das fast unbegrenzte Spektrum von Millionen für das menschliche Auge subjektiv wahrnehmbaren natürlich vorkommenden Zahnfarben lässt sich allerdings mit geringer ästhetischer Einbuße auf wenige (zur objektivierbaren Dokumentation und Kommunikation eindeutig definierte und bezeichnete) Stufen normierter (meist eindimensionaler/linearer, selten mehrdimensionaler, verschiedene Parameter umfassender) Zahnfarbskalen ("Farbring") reduzieren (so etwa für konfektionierte Prothesenzähne). Diese meist in Zahnform aus dem Restaurationsmaterial (etwa Composite-Kunststoffen oder Keramiken) gefertigten Farbmuster stehen zum direkten Vergleich mit Patientenzähnen und/oder Restaurationen zur Verfügung.
Farbring
Auch zur Imitation von Weichteilen, etwa Zahnfleischbereichen, stehen Farbmusterskalen in Schleimhaut-Farbtönen zur Verfügung.
Da dieselbe Fläche unter Beleuchtung mit Licht verschiedener Intensität oder Wellenlänge (Sonne, Bewölkung, Dämmerung, Kunstlicht), verschieden wirken kann (Metamerie), ist die Farbnahme unter reproduzierbaren Beleuchtungsbedingungen ("Normlicht") für ein vorhersagbares Ergebnis anzustreben. Dazu werden verschiedene technische Hilfsmittel eingesetzt, so etwa identische Ringlichter für Zahnarzt und Zahntechniker, Kameras mit Weißabgleich oder spezielle elektronische Geräte, die anhand von Punktmessungen oder normierten Fotos die verschiedenen Bereiche eines Zahnes (so etwa Schneide, Körper und Hals, Approximalbereiche) "vermessen" und die Ergebnisse als Normfarbskalenwerte ausgeben können.
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Quetschhäkchen | crimpable hook |
Totalprothesen Totalprothesen
Da bei der TP keine Informationen über Bisshöhe, Bisslage, Zahnstellung, etc. aus noch vorhandenen Zähnen abgeleitet werden können, ist die schrittweise Rekonstruktion von Kieferrelation und Weichteilstützung, Funktion und Ästhetik anhand anatomischer Gegebenheiten eine besondere Herausforderung. Die Konstanz von Messgrößen wie etwa der Ruheschwebelage oder das Ausmaß ihrer Veränderlichkeit durch Zahnverlust und Zahnersatz sind dabei umstritten. Zur Herstellung von TP werden traditionell mit konfektionierten Löffeln Situationsabformungen der Kiefer und ggf. auch alter Prothesen abgenommen. Auf den Situationsmodellen erstellte individuelle Abformlöffel (Funktionslöffel) oder vorhandene Prothesen dienen nach Anpassung und Ergänzung (z.B. mit Thermoplasten, Silikonen) zur Funktionsabformung. Standfestes, langsam härtendes Abformmaterial (z.B. PVS) führt einerseits zu einer je nach Resilienz der Schleimhaut unterschiedlichen Kompression, so dass eine gleichmäßige Druckverteilung resultiert, um späteren Druckstellen vorzubeugen. Außerdem werden die Funktionsbewegungen (Schluck-, Zungen-, Mund-, Kiefer- und Lippenbewegungen) erfasst, um anatomische und funktionelle Grenzen (etwa zu beweglichen Schleimhautanteilen, Bändern oder dem Gaumensegel) freizuhalten. Bei der TP wird so im Oberkiefer eine Saughaftung angestrebt (distale Abschlusskante auf der Grenze zwischen hartem und weichem Gaumen, "A(h)"-Linie), im Unterkiefer zumindest eine ruhige Lage.
Die Bissregistrierung und Festlegung von Mittellinie, Kauebene und Bisshöhe erfolgt anhand von Schablonen mit Bisswällen oder Pfeilwinkelregistrat, die Überprüfung etwa durch Sprechproben. Zur arbiträren Scharnierachsenbestimmung kann eine Gesichtsbogenübertragung dienen. Eine Anprobe der auf Kunststoffschablonen in Wachs aufgestellten konfektionierten Prothesenzähne erlaubt die Überprüfung von Ästhetik, Halt, Okklusion, Artikulation und Sprachfähigkeit vor der Fertigstellung. Sie erfolgt im zahntechnischen Labor, es werden vielfältige Verfahren mit Kalt- und Heißpolymerisaten, Pressen, Stopfen. Spritzen und Gießen, Küvetten oder Vorwällen etc. angewendet. Nach abschließender Einstellung von Okklusion und Artikulation, Ausarbeitung und Politur erfolgt die Eingliederung.
Neuerdings kann dieser seit Jahrzehnten etablierte Ablauf mit fünf bis sechs Sitzungen durch weitgehende Digitalisierung deutlich (auf zwei bis drei Termine) verkürzt werden. Verschiedene Hersteller bieten die Übertragung am Patienten gewonnener Daten in ein computergestütztes virtuelles System an. Mittels CAD-Programmen werden im virtuellen Artikulator digitalisierte Patientenanatomie und konfektionierte Zähne oder Zahnreihen in Beziehung gesetzt, per CAM-Verfahren wird dann die Prothesenbasis aus einem Rohling ausgefräst. Die Zahnreihen sind entweder voraufgestellt im Fräs-Rohling integriert (TP ist sofort fertig) oder werden aus konfektionierten Zähnen aufgestellt (Wachsanprobe und Anpassungen möglich). |